• Peter_Hartl_Seniorenhein_01.jpg
  • Peter_Hartl_Seniorenhein_03.jpg
  • Peter_Hartl_Seniorenhein_04.jpg
  • Peter_Hartl_Seniorenhein_06.jpg
  • Peter_Hartl_Seniorenhein_02.jpg
  • Peter_Hartl_Seniorenhein_05.jpg
 

Kunst am Bau - Seniorenheim Hallein

 

Wahrnehmungen: intuitive und haptische Momente – Peter Hartl

 

Hauptstiegenhaus:

Im Vorfeld der Errichtung des Seniorenwohnheimes gab es in Hallein heftige Proteste, weil einige Bäume des Stadtparks gefällt wurden, um Platz für ein Hochwasserschutzprojekt und den Seniorenwohnheim-Neubau zu schaffen. Das Holz eines dieser Bäume, einer prächtigen Linde, hat nun der Künstler Peter Hartl bewusst für seine Arbeit verwendet, mit der er eine Analogie zwischen Mensch und Baum aufzeigen will. Zugleich soll in Form eines Kunstprojekts ein ausgewählter Parkbaum dem Ort wieder zurückgegeben werden.

Durch das Hauptstiegenhaus zieht sich von Stockwerk zu Stockwerk das Thema der symbolischen Entsprechung von pflanzlicher und menschlicher Existenz. Auf fünf Relief-Tafeln aus dem angesprochenen Lindenholz wiederholt sich als leicht abgewandelte Grundform ein groß dimensionierter Fingerabdruck, der an die Jahresringstruktur von Baumscheiben erinnert. Über die Grundform ist jeweils eine offene Handfläche geschoben, auf der eine Tafel liegt, die als Foto gedeutet werden kann, das zum Betrachter spricht. Diese Tafeln gestalten die sinnbildliche Analogie zwischen Mensch und Baum: Von der Wurzel im Erdgeschoss über den Stamm, die Blätter und die Blüten in den aufsteigenden Stockwerken bis zu Früchten auf der obersten Ebene werden Entsprechungen im Menschenleben assoziiert. Die künstlerischen Entwürfe wurden jeweils mit einer CNC-Fräsmaschine in glatt gehobelte, aber sonst naturbelassene, vier Zentimeter starke Bretter übertragen, was ein Wechselspiel von Licht und Schatten bewirkt. Die Tafeln sind in den einzelnen Stockwerken in eine Sichtbetonwand neben zwei Lifttüren so eingepasst, dass sie den Eindruck eines Eingangs erwecken – den Eingang zur Kunst.

 

 

Kapelle:

Die auf zwei Seiten bis zum Boden reichenden Glasflächen des Andachtsraumes im Erdgeschoss verlangen einen Sichtschutz, um die Kapelle nach außen abzugrenzen und die Möglichkeit einer spirituellen Atmosphäre zu schaffen. Die auf dem Glas aufgebrachten Satinato-Folien mit ihrem Milchglaseffekt sind durch ein Motiv geprägt, das vom nahen Fluss und vom Uferverbau inspiriert ist. Eine Wellenlinie trennt die unter Wasser liegenden natürlichen Kieselsteine von den vom Menschen bearbeiteten Mauersteinen. Um die Kontrastwirkung zu verstärken, sind die Kieselsteine in Negativform angedeutet, die Mauersteine dagegen in Positivform.

Die Höhe des Sichtschutzes übersteigt nicht 1,8 Meter, damit die die landschaftliche Umgebung von Hallein dominierenden Barmsteine noch voll zur Geltung kommen.

 

 

Zimmergruppen und ihre Symbole:

Eine architektonische Grundidee des Neubaus besteht darin, dass jeweils eine Gruppe von Zimmern als kommunikative Einheit gesehen wird, deren BewohnerInnen miteinander engeren Kontakt halten können, wofür auch die zwischen den Zimmergruppen befindlichen Begegnungsplätze vorgesehen sind. Außerdem sind auf den vier Zimmerstockwerken je 9 „Tastbretter“ angebracht, die jeweils einem Block von 3 bis 5 Zimmern zugedacht sind. Die aus Ahorn-, Buchen- oder Lindenholz geschnitzten Motive werden oft nur angeschnitten dargestellt und lassen viel Spielraum zur Interpretation. Einige Motive beziehen sich auf historisch bedeutsame Abschnitte der Halleiner Geschichte – von den Kelten über die Zeit der Fürsterzbischöfe bis zum Beginn der Industrialisierung; andere Motive sind vollkommen frei erfunden oder lassen den Humor ins Spiel kommen.

Die Grundidee der Tastbretter liegt darin, die Welt im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen – was in einem Museum normalerweise verboten ist, wird in diesem Haus geradezu zum Programm erhoben: Das Betasten und Erspüren der vom Künstler geschaffenen Formen ist beabsichtigt und erwünscht und kann zur Identifikation einer Zimmergruppe beitragen!